Bilderserie: Häuserzerstörungen in Masafer Yatta, Westjordanland.
Die Ereignisse der letzten Wochen geben wenig Anlass zur Hoffnung. Israel sabotiert den Friedensprozess mit allen Mitteln und betreibt die Destabilisierung der gesamten Region. Die israelische Agenda ist klar: Mit dem Rückenwind Trumps soll das Projekt „Großisrael“ realisiert werden, also ein Israel, das nicht nur die besetzten Gebiete einschließt, sondern auch Teile des Libanon und Syriens. Für die arabische Bevölkerung (egal ob Palästinenser, Libanesen oder Syrer) ist in diesem Großisrael kein Platz vorgesehen.
Doch der Mensch kann ohne Hoffnung nicht leben. Deshalb ist es wichtig, auch jede noch so zarte Pflanze der Hoffnung zu hegen und zu pflegen. Solche Pflänzchen gibt es auch tatsächlich. Um sie ins Bewusstsein zu heben habe ich am Ende dieses Beitrags einige erfreuliche Meldungen zusammengestellt – unter dem Titel „Vermischte gute Nachrichten“. Sie zeigen: Wir sind nicht ohnmächtig. Jede/r hat es in der Hand, einen Beitrag dafür zu leisten, dass es eines Tages einen gerechten Frieden geben wird. Dass das sehr schnell geschehen wird, daran kann ich leider im Moment nicht glauben. Doch mehr und mehr glaube ich daran, dass der israelische Historiker Ilan Pappé Recht hat, wenn er sagt, dass das, was wir gerade erleben, der Anfang vom Ende des Zionismus ist.
Westjordanland
Am 5. Februar habe ich in diesem Blog über den palästinensisch-israelischen Dokumentarfilm No Other Land geschrieben. Darin geht es um den jahrzehntelangen Kampf der Einwohner von Masafer Yatta im Westjordanland gegen die schrittweise, aber stetige Zerstörung ihrer Dörfer. Die Menschen leben seit Generationen in dieser Gegend, überwiegend von Landwirtschaft. Durch die israelische Repression werden sie letztlich zur Abwanderung in überfüllte Städte gezwungen. Die Dreharbeiten zu diesem Film wurden im Sommer 2023 abgeschlossen.
In dieser Woche wurden in Masafer Yatta wieder sechs Häuser abgerissen, weil sie angeblich ohne Genehmigung gebaut wurden.
Auch andernorts in der West Bank ging die Zerstörung durch die israelische Armee weiter. Die Demolierungen geschahen im Zuge israelischer Angriffe im nördlichen Westjordanland. Im Laufe eines Monats (seit 21. Januar 2025) tötete die israelische Armee im Westjordanland mehr als 55 Palästinenser, zerstörte 74 bewohnte Häuser und 29 landwirtschaftliche Betriebe und vertrieb mehr als 40.000 Menschen aus ihren Wohngebieten.
Die Auswirkungen der israelischen Besatzung in der West Bank zwischen dem 7. Oktober 2023 und dem 22. Januar 2025 in Zahlen:
Mindestens 870 Menschen wurden von israelischen Soldaten und/oder Siedlern getötet, davon 177 Kinder.
Mindestens 6.700 wurden Menschen verwundet.
Mehr als 13.500 Menschen wurden verhaftet.
Mehr als 2.100 Gebäude wurden zerstört.
Quelle
Gaza
Israel verletzt weiterhin die Waffenstillstandsvereinbarung mit der Hamas in Gaza. Es vergeht kein Tag, an dem in Gaza nicht Menschen von israelischen Soldaten erschossen werden. Von Samstag auf Sonntag töteten israelische Soldaten in Gaza sieben Menschen und verletzten fünf. Unter den Getöten waren drei palästinensische Polizisten, die Hilfslieferungen sichern hätten sollen. Gestern wurde gemeldet, dass in Rafah in Südgaza eine Frau und ein Kind erschossen wurden. Heute wurde in Rafah ein 16jähriger erschossen.
Nach wie vor werden dringend benötigte und an der Grenzübergängen bereitstehende Hilfslieferungen von Israel blockiert. Die Menge der LKW, die die Grenze passieren dürfen, betrug in den letzten Tagen einen Bruchteil dessen, was vereinbart wurde. Die Menschen warten in Nässe und Kälte auf die versprochenen Zelte und mobilen Häuser. Viele harren in improvisierten Zelten oder in Ruinen aus, in die Regen und Abwasser eindringt. Inzwischen hat Israel die Einfuhr von 6 Bulldozern genehmigt. Nötig wären Hunderte. Sie werden dringend gebraucht, um den Schutt wegzuräumen, von dem weite Teile Gazas bedeckt sind, Straßen frei zu machen und die Leichen unter den Trümmern zu bergen. In Gazas Spitälern gibt es wegen der israelischen Blockade zu wenig Sauerstoff.
Schwerstkranke Menschen warten auf die Ausreiseerlaubnis für medizinische Behandlungen im Ausland. Diese Ausreisegenehmigungen sind ebenfalls detailliert im Waffenstillstandsabkommen vereinbart. Auch in diesem Punkt hält sich Israel nicht an die Vereinbarung. Es werden viel zu wenige Genehmigungen erteilt.
Dennoch ist die Hamas bereit, in dieser Woche weitere (lebende) Geiseln freizulassen und auch einige Tote herauszugeben.
Quellen:
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/2/16/live-israel-hamas-exchange-captives-rubio-in-israel-to-discuss-trump-plan (11.45, 14.10, 14.30, 15.25)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/2/18/live-israel-pushes-forward-with-plans-for-voluntary-expulsions-from-gaza (14.45, 16.45)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/2/17/live-trump-says-israel-to-choose-path-for-gaza-ceasefire-with-his-help (10.00, 16.45)
Vermischte gute Nachrichten
In Israel gibt es eine Organisation, die sich die Unterstützung von Wehrdienstverweigerern zur Aufgabe gemacht hat: Refuser.org (Refuser Solidarity Network). Diese Leute lehnen nicht nur den Krieg in Gaza und die Militärgewalt im Westjordanland ab, sondern die Besatzung insgesamt. Sie wollen einen gerechten Frieden zwischen Israelis und Palästinensern. Viele Wehrdienstverweigerer (Männer wie Frauen) gehen für ihre Haltung ins Gefängnis.
Quelle
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Nach einer neuen Umfrage lehnen 64 Prozent der Amerikaner Trumps Gaza-Pläne ab. Naturgemäß ist die Ablehnung bei den Demokraten größer als bei den Republikanern. Doch auch bei den Republikanern finden die Pläne keine mehrheitliche Unterstützung. Den Einsatz von US-Truppen lehnen 69 Prozent ab.
Quelle
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Die Afrikanische Union hat Israels Genozid in Gaza verurteilt.
Quelle
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550 ehemalige hochrangige Mitglieder der israelischen Armee haben einen offenen Brief an die israelische Regierung unterzeichnet. Sie warnen vor „der Verantwortungslosigkeit und Fahrlässigkeit der Wiederaufnahme des Krieges in Gaza ohne klares strategisches Ziel“.
Eine populäre hebräisch-sprachige Tageszeitung zitiert aus dem Brief: Dieser Krieg würde die Kräfte der Armee erschöpfen und „zu einer andauernden blutigen Besatzung ohne absehbares Ende führen, und zu einem Verlust von noch nie dagewesenen regionalen Möglichkeiten“. Letzeres spielte auf die Normalisierung der Beziehungen zu Saudi Arabien an.
Quelle
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Spanische Fußballfans zeigen während eines Matchs im spanischen Pamplona ein Transparent mit der Aufschrift „SHOW ISRAEL THE RED CARD“ und schwenken palästinensische Fahnen. Einige Tage zuvor hatten Fans des schottischen Vereins Celtic F. C. bei einem Champions-League-Match in Glasgow gegen Bayern München ein ähnliches Transparent gezeigt.
Quelle
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Weltweit gehen Menschen für Palästina auf die Straße: Propalästinensische Demonstrationen gab es jüngst in Malaysia, Tunesien, Marokko, Istanbul und London. In London ist es der 24. Marsch dieser Art seit Beginn des Krieges gegen Gaza im Oktober 2023.
Quellen
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/2/16/live-israel-hamas-exchange-captives-rubio-in-israel-to-discuss-trump-plan (01.15, 05.15)
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Der spanische Premierminister Pedro Sanchez spricht sich sehr deutlich gegen Trumps Gaza-Pläne aus. Spanien werde das nicht zulassen.
Quelle
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