„Alles begann mit der Bombardierung palästinensischer Kinder: dem Genozid an den Menschen in Gaza.
Nun stehen wir am Rande eines Weltkriegs. Wo beginnt die Lösung? Netanjahu muss aufhören, Palästina zu bombardieren, einen Waffenstillstand ausrufen und aufhören, die gesamte Menschheit aufs Spiel zu setzen.“
Gustavo Petro, Präsident von Kolumbien, 22. Juni 2025 auf X.
Israels Genozid in Gaza geht unvermindert weiter. Die Gewalt gegen die Palästinenser im Westjordanland geht unvermindert weiter. Im Südlibanon fliegt Israel fast täglich Angriffe – trotz eines offiziell noch bestehenden Waffenstillstandsabkommens. Im Krieg mit dem Iran hat Israel heute, nach 12 Tagen, einem Waffenstillstand zugestimmt. Es ist zu hoffen, dass diese Zusage länger hält als frühere Waffenstillstandsabkommen.
Quelle:
Gaza
Das Morden an den GHF-Verteilpunkten nimmt kein Ende. Täglich werden dort Dutzende Hilfesuchende von israelischen Soldaten erschossen. Heute in den frühen Morgenstunden waren es, an verschiedenen GHF-Punkten, an die 50 Menschen. Gestern waren es 20, am Samstag 11, am Freitag 35. Dies berichten Augenzeugen, Sanitäter und Krankenhausmitarbeiter.
Weit über 100 Menschen wurden allein heute beim Versuch, etwas Hilfe zu bekommen, durch israelische Soldaten verletzt, viele davon sind in einem kritischen Zustand. Manche Menschen starben, während sie in der Notaufnahme einer Klinik auf medizinische Hilfe warteten.
Israelische Soldaten hatten das Feuer eröffnet, als sich Palästinenser einem Lastwagen mit Hilfsgütern näherten. Sie schossen mit Panzern und Drohnen. Sie schossen auch auf Menschen, die vom Ort des Massakers flüchteten.
An den GHF-Verteilpunkten wurden insgesamt schon mehr als 450 Menschen von der israelischen Armee getötet und mehr als 3.000 verwundet.
Die Gesamtzahl der registrierten Todesopfer der israelischen Armee in Gaza seit Oktober 2023 ist jetzt auf über 56.000 gestiegen.
14 internationale NGOs (darunter solche von Juristen) haben in einem offenen Brief die Einstellung der Operationen der GHF gefordert. Sie fordern alle direkten und indirekten Mitarbeiter auf, ihre Arbeit für die GHF zu beenden, andernfalls würden diese Gefahr laufen, sich an Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen mitschuldig zu machen.
UNRWA-Chef Philippe Lazzarini sagte auf einer Konferenz in Berlin: „Der neu geschaffene sogenannte Hilfsmechanismus ist eine Abscheulichkeit, die verzweifelte Menschen demütigt und erniedrigt. Er ist eine Todesfalle, die mehr Leben kostet als sie rettet.“
Israels Angriffe in Gaza beschränken sich freilich nicht auf die GHF-Punkte. Nach wie vor werden auch Unterkünfte von Geflüchteten bombardiert. Bei solchen Angriffen starben allein heute ca. 20 Menschen.
Weil mir die Worte fehlen, um das Grauen und Elend zu beschreiben, empfehle ich, dieses Video anzuschauen. Es dauert nur knapp drei Minuten.
Spaniens Außenminister Jose Manuel Albares drängt auf eine Suspendierung des Assoziierungsabkommens der EU mit Israel wegen des Krieges in Gaza. Er spricht sich außerdem für ein Waffenembargo und weitere Sanktionen aus.
Quellen:
Westjordanland

Bild: Das ist Ezzedine Abu Rabie, 28 Jahre alt, wohnhaft in dem Flüchtlingslager Al-Fawwar, südlich von Hebron, von Beruf Versicherungsvertreter. Er wurde am 1. Juni an einem Checkpoint schwer misshandelt. Quelle: https://www.palestinechronicle.com/i-wished-for-death-a-palestinian-mans-torture-at-an-israeli-checkpoint/
Im Westjordanland herrscht offiziell gar kein Krieg. Es herrscht dort „nur“ die israelische Besatzung. Israelische Besatzung bedeutet derzeit unter anderem Folgendes:
Viele palästinensische Dörfer und Städte wurden vom israelischen Militär abgeriegelt, so dass die Menschen nicht hinaus- und auch niemand und nichts von außen hineinkann. Menschen können nicht zur Arbeit oder auf ihre Felder, fürchten daher, ihren Lebensunterhalt zu verlieren. Außerdem gehen die verfügbaren Vorräte in den Orten zur Neige. Es gibt auch eine Treibstoffkrise in der gesamten West Bank.
Die Razzien der israelischen Armee gehen weiter. Menschen werden ermordet, verwundet, Häuser zerstört, Einwohner vertrieben und verhaftet. Vor wenigen Tagen wurde beim Sturm auf den Ort Kafr Ein, nordwestlich von Ramallah, ein 19jähriger in den Rücken geschossen. Er ist schwer verletzt.
Israelische Besatzung bedeutet aber auch ständige Kontrollen an sogenannten „Checkpoints“, von denen es im Westjordanland mittlerweile mehr als 900 gibt. Es handelt sich dabei um militärische Kontrollposten der israelischen Armee. Palästinenser, die aus beruflichen oder privaten Gründen innerhalb des Westjordanlandes von einem zu einem anderen Ort gelangen wollen, müssen täglich solche Posten passieren. Sie werden dort angehalten, müssen oft stundenlang warten, müssen sich und ihre Fahrzeuge kontrollieren lassen, und werden dabei oft demütigend behandelt. Immer wieder kommt es vor, dass Palästinenser an einem solchen Kontrollpunkt von israelischen Soldaten misshandelt oder sogar ermordet werden.
Vor 10 Tagen wurde ein detaillierter Bericht über einen besonders grausamen Vorfall veröffentlicht:
Der 28jährige Ezzedine Abu Rabie lebt in einem Flüchtlingslager südlich von Hebron. Er gehört zu den Glücklichen, die eine Arbeit haben. Er ist Vertreter für eine Versicherungsgesellschaft. Seine Arbeit bringt es mit sich, dass er reisen muss, und daher muss er auch häufig Checkpoints der israelischen Armee passieren. Vor etwa drei Wochen geschah Folgendes:
„Am 1. Juni fuhr Ezzedine mit drei anderen Personen nach Jericho, als sie an einem Militärkontrollpunkt am Eingang der Stadt angehalten wurden. Soldaten verlangten seinen Ausweis und forderten nach der Überprüfung
auch sein Mobiltelefon zu sehen. Nachdem sie sein Telefon inspiziert hatten, befahlen die Soldaten Ezzedine und seinen Begleitern, aus dem Fahrzeug auszusteigen. Sie zeigten ihm Bilder, die auf dem Gerät
gespeichert waren – Fotos von Kindern, die von Israel in Gaza getötet worden waren. Als Ezzedine erklärte, dass er nichts mit den Bildern zu tun habe – dass sie lediglich aus Nachrichten-Apps stammten –, legten die Soldaten allen vier Männern Handschellen an, verbanden ihnen die Augen und brachten sie zu einem kleinen Anhänger neben dem Kontrollpunkt.“
Dort wurde Ezzedine von vier Soldaten umzingelt. Sie schlugen ihn mit Gewehrkolben, Stiefeln und einem Gummiknüppel. Sein Kopf wurde mehrfach auf den Boden geschlagen, ihm wurde auf den Kopf getreten und ein Stiefel in den Mund gesteckt. Mit einem Elektroschocker wurden ihm Stromstöße versetzt.
Als einer der anderen Männer darum bat, Ezzedine nicht weiter zu misshandeln, ließen sie von ihm ab und schlugen auf den anderen ein. Als sie mit diesem fertig waren, fuhren sie fort, Ezzedine zu schlagen. Als er um Wasser bat, wurde er mit Wasser übergossen. Als die erste Gruppe der Soldaten müde war, machten andere weiter.
Nach einigen Stunden wurde er auf einen Hügel gebracht, wo ihm sein Auto gezeigt wurde, ein Range Rover. Er war außen und innen zertrümmert. Dann richteten die Soldaten ihre Gewehre auf Ezzedine, wie für eine Hinrichtung. Danach wurde er in den Raum zurückgebracht und die Schläge gingen weiter.
„Die Folter dauerte von vier Uhr nachmittags bis fünf Uhr morgens. Schließlich banden die Soldaten ihn los und forderten ihn auf zu gehen – und warnten ihn, niemals zurückzukehren.
Aber Ezzedine konnte nicht stehen. Seine Mitgefangenen mussten ihm beim Gehen helfen. Da sein Auto zerstört war, rief er einen Abschleppwagen, um das Fahrzeug aufzuladen und ihn zurück zum Lager Al-Fawwar zu bringen.“
Im Krankenhaus wurden bei Ezzedine Rippenbrüche, eine Gehirnerschütterung und schwere Prellungen am ganzen Körper diagnostiziert.
„Er hat bei der israelischen Militärverbindungsstelle in Hebron eine Beschwerde gegen die Soldaten eingereicht. Aber er hat keine Hoffnung, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Angriffe wie dieser, sagte er, kämen jeden Tag vor – und fast immer ohne dass jemand dafür zur Verantwortung gezogen werde.
,.Ich bin noch nie verhaftet worden. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Aber jetzt weiß ich: Jeder Palästinenser ist ein Ziel‘, sagte er. ,Nach dem, was ich durchgemacht habe, weiß ich nicht, ob ich mich jemals wieder sicher fühlen werde, wenn ich Hebron verlasse.‘“
Quellen:
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/6/20/live-iran-israel-continue-missile-fire-irans-fm-to-meet-eu-counterparts (04.20, 06.20)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/6/19/live-israel-attacks-iran-security-agency-trump-mulls-joining-conflict (02.35, 16.30)
https://www.palestinechronicle.com/i-wished-for-death-a-palestinian-mans-torture-at-an-israeli-checkpoint/ [Die Zitate stammen aus einer deutschen Übersetzung von Hans Haußmann, die über den BIP-Verteiler geschickt wurde.]
Krieg gegen den Iran
Israel begann am 13. Juni einen anlasslosen Krieg gegen den Iran, angeblich mit dem Ziel, iranische Atomanlagen zu zerstören, um Iran am Bau einer Atombombe zu hindern. Zuvor hatten jedoch sowohl die internationale Atomenergiebehörde als auch amerikanische Geheimdienste versichert, dass keine Gefahr im Verzug sei: Der Iran wäre in näherer Zukunft nicht in der Lage, eine Atombombe zu bauen. Zudem hatte sich der Iran freiwillig zum Verzicht auf Atomwaffen verpflichtet und sich in laufenden Gesprächen mit den USA über ein neues Atomabkommen kooperativ gezeigt. Kurz gesagt: Der Iran stellte keine akute Gefahr dar.
Vor zwei Tagen, am 22. Juni, traten die USA aktiv in den Krieg ein. Sie bombardierten unterirdische Atomanlagen mit besonders zerstörerischen Bomben.
Heute, in den frühen Morgenstunden, verkündete Präsident Trump einen Waffenstillstand zwischen dem Iran und Israel. Israel hatte dem unter dem Druck Trumps zugestimmt, der Iran durch Vermittlung Katars. Unmittelbar nach Trumps Ankündigung bombardierte Israel erneut den Iran, und zwar massiver als zuvor. Israel behauptete, der Iran hätte seinerseits den Waffenstillstand gebrochen (was der Iran bestreitet). Trump beschuldigte beide Kriegsparteien, den Waffenstillstand gebrochen zu haben, zeigte sich aber insbesondere über Israel wütend.
Laut iranischen Angaben starben bisher mehr als 600 Menschen durch israelische Angriffe. Mehr als 4.700 wurden verletzt. Unter den Toten sind 13 Kinder, das jüngste zwei Monate alt, sowie 50 Frauen und fünf Angehörige von Gesundheitsberufen. Angegriffen und beschädigt wurden von Israel sieben Krankenhäuser, sechs Rettungseinsatzzentren, vier Kliniken und neun Rettungsautos. Außerdem bombardierte Israel ein iranisches Gefängnis, in dem viele Oppositionelle inhaftiert sind.
In Israel forderte der Krieg 28 Todesopfer und verursachte erheblichen Sachschaden.
Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi verurteilte die israelischen und amerikanischen Angriffe auf ihr Land. Sie ist eine bekannte iranische Oppositionelle und wurde vom iranischen Regime mehrfach inhaftiert. Sie sagte: „Ich bin sicher, dass Krieg niemals Demokratie, Menschenrechte oder Freiheit bringt. [Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu] führt uns in die Hölle, während er Freiheit verspricht. Ich glaube nicht, dass US-Bomben das iranische Volk befreien können.“
Quellen:
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/6/23/live-iran-vows-to-respond-to-us-attacks-trump-hints-at-regime-change (00.40, 8.20)
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