Den leidenden Christen in Palästina und Israel wie dem gesamten israelischen und palästinensischen Volk bekunde ich meine Nähe. Das wachsende Klima des Antisemitismus, das sich in der ganzen Welt ausbreitet, ist besorgniserregend. Gleichzeitig sind meine Gedanken bei den Menschen und insbesondere bei der christlichen Gemeinde im Gazastreifen, wo der schreckliche Konflikt weiterhin Tod und Zerstörung bringt und eine dramatische und unwürdige humanitäre Situation verursacht. Ich appelliere an die Kriegsparteien, das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen!
Auszug aus der Osterbotschaft von Papst Franziskus, verlesen am 20. April 2025, einen Tag vor seinem Tod am 21. April. Quelle: Vatican NewsLetter vom 20. April 2025.
Christliche Palästinenser trauern um den verstorbenen Papst. Dieser hatte engen Kontakt mit den Christen in Gaza.
Der ehemalige israelische Botschafter in Italien, Dror Eydar, fordert unterdessen, dass keine Vertreter Israels an den Trauerfeierlichkeiten für den Papst teilnehmen sollen. Er beschuldigt den Papst, Antisemitismus geschürt zu haben.
Quellen:
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Gaza
Die Ereignisse der vergangenen Woche lassen sich in einem Satz so zusammenfassen: Es wird alles immer schlimmer.
Die aktuellen Opferzahlen von Gazas Gesundheitsministerium:
Seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 wurden 51.305 palästinensische Todesopfer und mehr als 117.000 Verwundete registriert. Dies betrifft nur die direkten Opfer israelischer Angriffe. Von den Todesopfern sind ca. ein Drittel Kinder. Seit dem Ende der Bombenpause am 18. März starben mindestens 1928 Menschen durch israelische Angriffe.
Diese Zahlen gelten unter Experten als viel zu niedrig angesetzt, weil sie nur die geborgenen und identifizierten Opfer berücksichtigen.
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Der Grundsatz der Menschlichkeit darf als Angelpunkt unseres täglichen Handelns nie verloren gehen. Angesichts der Grausamkeit von Konflikten, bei denen wehrlose Zivilisten, Schulen, Krankenhäuser und humanitäre Helfer angegriffen werden, dürfen wir nicht vergessen, dass dabei nicht einfach Ziele getroffen werden, sondern Menschen mit einer Seele und Würde.
Auszug aus der Osterbotschaft von Papst Franziskus, verlesen am 20. April 2025, einen Tag vor seinem Tod am 21. April. Quelle: Vatican NewsLetter vom 20. April 2025.
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Am 23. April bombardiert die israelische Armee die Jaffa-Schule in Gaza-Stadt. Die Schule war als Flüchtlingsunterkunft genutzt worden. Menschen verbrennen bei lebendigem Leib, darunter auch Kinder. Verkohlte Körper werden aus den Trümmern geborgen. Verwundete werden ins al-Shifa-Krankenhaus gebracht. Die Ärzte dort können nicht mehr tun, als die Wunden zu desinfizieren. Es gibt kein Verbandszeug mehr.
Es war nicht der erste Angriff auf ein Schulgebäude, in dem Geflüchtete ihr Lager aufgeschlagen hatten:
- Vor drei Wochen, am 3. April, wurden die Dar-al-Arqan-Schule und noch zwei weitere Schulen bombardiert. Mindestens 33 Menschen starben, mehr als 100 wurden verletzt.
- Im November 2024 bombardierte Israel die Al-Fakhoura-Schule im Jabalia-Flüchtlingslager im Norden Gazas. Mindestens 65 Menschen wurden dabei getötet.
- Im August 2024 starben mehr als 100 Menschen bei einem Angriff auf die al-Tabin-Schule in Gaza-Stadt.
- Im Juli 2024 wurde die al-Awda-Schule in der Nähe von Khan Younis angegriffen. Bilanz: Mindestens 30 Tote.
- Im November 2023 bombardierte die israelische Armee die al-Buraq-Schule in Gaza-Stadt. Mindestens 50 Menschen wurden dabei getötet.
Fast täglich werden auch Zeltlager angegriffen. Menschen verbrennen in ihren Zelten.
In einer nächtlichen Angriffswelle zerstörte die israelische Armee eine größere Zahl schwerer Maschinen (Bulldozer u. Ä.). Sie behauptet, die Hamas habe diese für „terroristische Zwecke“ benutzt. Dies ist eine unbewiesene Behauptung mehr. Tatsache ist, dass diese Geräte benutzt wurden, um Opfer von israelischen Angriffen aus den Trümmern zu bergen.
Nach internationalem Recht dürfen zivile Einrichtungen wie Unterkünfte für Zivilisten, Schulen und Krankenhäuser überhaupt nicht angegriffen werden, es sei denn, sie würden für militärische Zwecke genutzt werden, also etwa als Orte von Kampfhandlungen oder als Waffenlager.
Israel versucht regelmäßig, seine Angriffe auf zivile Einrichtungen mit der Behauptung zu rechtfertigen, diese würden von der Hamas als „Kommandozentralen“ genutzt. Alles spricht dafür, dass dies in den meisten (wenn nicht in allen) Fällen nichts anderes ist als eine der zahlreichen Schutzbehauptungen der israelischen Armee, mit der diese sich vom Vorwurf, Kriegsverbrechen zu begehen, reinwaschen will.
Unter einer „Kommandozentrale“ stelle ich mir einen mit moderner Kommunikationstechnik ausgestatteten und gut gesicherten Raum vor. Es erscheint mir sehr unwahrscheinlich, dass es so etwas in der Jaffa-Schule gegeben hat – oder in den Zelten in al-Malwasi.
Doch selbst wenn es so wäre, müsste die israelische Armee alles tun, um Opfer unter der Zivilbevölkerung so weit wie möglich zu vermeiden. Die Armee müsste etwa die Angriffe vorher ankündigen und den Zivilisten die Möglichkeit geben, die Angriffsziele rechtzeitig zu verlassen. Angriffe sollen nach Möglichkeit so ausgeführt werden, dass sie gezielt bewaffnete Kämpfer treffen, nicht unbeteiligte Zivilisten. Grundsätzlich gilt immer der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit, das heißt: Je geringer der militärische Nutzen einer Operation, desto weniger Schaden darf für die Zivilbevölkerung entstehen.
Doch in Gaza erfolgen Angriffe häufig ohne Vorwarnung, oft werden Menschen im Schlaf davon überrascht. Bomben und Raketen auf Flüchtlingsunterkünfte und andere zivile Ziele töten mehrheitlich, wenn nicht ausschließlich, Zivilisten. Drohnen, welche sehr gezielt töten können, werden häufig gezielt gegen Zivilisten oder zur Zerstörung ziviler Infrastruktur (zum Beispiel zur Zerstörung von medizinischen Geräten in Krankenhäusern) eingesetzt. Vom Einsatz einer Drohne zur gezielten Zerstörung einer Hamas-„Kommandozentrale“ habe ich bisher noch nie gehört. Warum wohl?
Doch die Hamas existiert noch in Gaza. Es wird berichtet, dass sich in den östlichen Stadteilen von Gaza-Stadt bewaffnete Kämpfer der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihad Gefechte mit der israelischen Armee liefern. Die israelische Armee meldet, dass im Norden ein israelischer Soldat getötet und mehrere verletzt wurden.
Die Hamas teilte mit, dass der Mann, der die israelisch-amerikanische Geisel Edan Alexander bewacht hatte, tot aufgefunden worden sei. Ob Edan Alexander noch lebt, wisse man nicht.
Unterdessen verschlimmert sich die humanitäre Situation in Gaza jeden Tag noch mehr. Die meisten Menschen müssen mit höchstens einer Mahlzeit pro Tag auskommen, und man kann davon ausgehen, dass diese eine Mahlzeit auch nicht wirklich satt macht. Wie schon einmal während dieses Krieges sterben auch nun wieder Kinder an den Folgen von Mangelernährung.
Ca. 200.000 Einwohner/innen von Gaza leiden unter chronischen Krankheiten. Für sie gibt es kaum mehr Hilfe, kaum mehr Medikamente. Seit Beginn des Krieges starben in Gaza mehr als 400 Dialyse-Patienten, weil sie nicht adäquat behandelt werden konnten. Das sind ca. 40 Prozent der Nierenpatienten in Gaza.
Es ist schon lange klar, dass das Kriegsziel Israels nicht die Befreiung der noch verbliebenen Geiseln ist. Es ist auch unwahrscheinlich, dass die Zerschlagung der Hamas das primäre Kriegsziel ist. Denn so, wie Israel diesen Krieg führt, werden die bewaffneten Kämpfer der Hamas (und anderer militanter Gruppen) die letzten sein, die in Gaza sterben werden.
Das primäre Kriegsziel (zumindest langfristig) ist offenkundig die „ethnische Säuberung“ des Gazastreifens. Daraus machen israelische Politiker schon lange kein Geheimnis mehr: Sie wollen in Gaza einen Golfplatz für Trump und Konsorten, ein Ferienparadies und israelische Siedlungen – nur keine Palästinenser. Falls dieses Ziel kurzfristig nicht zu erreichen ist, wollen sie in Gaza zumindest so viel Land wie nur möglich von Palästinensern „säubern“, entweder, indem sie diese direkt ermorden, oder indem sie deren Lebensgrundlagen nachhaltig zerstören.
Unter dieser Perspektive (und soweit ich sehe, nur unter dieser) erscheint das Vorgehen der israelischen Armee und der israelischen Regierung in all seiner Grausamkeit und Menschenverachtung rational. Die „ethnische Säuberung“ Gazas ist keine dystopische Zukunftsphantasie. Sie ist in vollem Gange.
Quellen:
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/18/live-israel-kills-more-than-30-in-deliberate-attacks-on-gaza-civilians (08.00, 12.15, 15.15, 18.30)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/19/live-israel-kills-64-in-gaza-as-homes-tent-camps-barbershop-bombed (10.32, 12.00, 14.00, 14.15, 14.30, 17.00, 18.30)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/20/live-israel-kills-52-in-gaza-netanyahu-orders-army-to-step-up-attacks (05.01, 07.20)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/21/live-israel-kills-32-in-gaza-2-in-lebanon-us-bombs-yemen-killing-12 (16.30, 16.39)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/22/live-israel-kills-29-in-gaza-netanyahu-vows-powerful-response-to-houthis (12.10, 13.35, 14.05, 14.50)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/23/live-israel-attacks-childrens-hospital-in-gaza-polio-campaign-at-a-halt (07.15, 08.00, 08.30, 09.30, 10.00, 10.16, 10.30, 10.45, 14.05, 14.35, 15.40, 15.55, 17.25)
Westjordanland
Wie für Gaza, so gilt auch für das Westjordanland: Es wird alles immer schlimmer. Noch mehr Terror durch die israelische Armee, noch mehr Zerstörung ziviler Infrastruktur, noch mehr Verhaftungen, noch mehr und noch blutigere Siedlerangriffe, noch mehr Checkpoints, noch mehr Landraub.
Die folgende Graphik zeigt anschaulich, dass der Landraub seit 2022 bisher ungekannte Ausmaße angenommen hat.
Quelle: https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/23/live-israel-attacks-childrens-hospital-in-gaza-polio-campaign-at-a-halt (07.00)
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In den letzten Tagen zerstörten Siedler und Armee palästinensisches Ackerland, entwurzelten Bäume auf palästinensischem Land, stürmten Dörfer und setzen Gebäude in Brand, stahlen Wassertanks, schütteten einen Brunnen in Masafer Yatta zu, zwangen auf den Straßen palästinensische Autos zum Anhalten und misshandelten die Fahrer.
Heute wurde gemeldet, dass im nördlichen Jordantal jüdische Siedler fünf Palästinenser erschossen. Das ist eine neue Eskalationsstufe des Siedlerterrors.
An einem anderen Ort erschoss ein israelischer Soldat einen zwölfjährigen Palästinenser.
Quellen:
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/19/live-israel-kills-64-in-gaza-as-homes-tent-camps-barbershop-bombed (12.00, 16.45)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/21/live-israel-kills-32-in-gaza-2-in-lebanon-us-bombs-yemen-killing-12 (15.10, 16.10)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/23/live-israel-attacks-childrens-hospital-in-gaza-polio-campaign-at-a-halt (09.15, 11.05)
Israel
Die Anwältin von Dr. Hussam Abu Safiyah, Gheed Kassem, konnte ihren Mandanten nun ein drittes Mal besuchen. Sie sagt:
„Was ich von ihm gehört habe, war unglaublich schockierend, so sehr, das ich nicht weiß, ob es richtig ist, es den Medien zu berichten. Die Situation eskaliert, das Aushungern wird immer schlimmer, die Folter wird immer schlimmer, die Isolation von der Außenwelt wird immer schlimmer.“
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Wenn es einen Lichtblick gibt, dann besteht dieser darin, dass die Spannungen innerhalb Israels zunehmen:
In mehreren israelischen Städten gab es Demonstrationen gegen die Regierung.
Fast 140.000 Israelis haben eine Petition unterzeichnet, in der die Beendigung des Krieges in Gaza gefordert wird. Die meisten der Unterzeichneten sind Zivilisten, doch es haben auch mehr als 11.000 Mitglieder des Militärs unterschrieben. Unter den Unterzeichneten ist auch der ehemalige Premierminister Ehud Barak. In den vergangenen Wochen erschienen mehrere offene Briefe mit der Forderung nach der Beendigung des Krieges, etliche davon aus militärischen Kreisen. Ein ähnlicher Brief wurde kürzlich auch von 350 israelischen Autor/inn/en unterzeichnet.
Der israelische Oppositionsführer Yair Lapid erklärt, die Regierung sei nicht in der Lage, den Krieg in Gaza zu gewinnen.
Der von Netanjahu suspendierte Geheimdienstchef Ronen Bar gibt in einer Eidesstattliche Erklärung an, dass Netanjahu ihn aufgefordert habe, Details über Israelis preiszugeben, die gegen die Regierung protestierten.
Der ehemalige Verteidigungsminister Yoav Gallant bezichtigt die israelische Armee einer Lüge zu Propagandazwecken.
Unterdessen will die israelische Regierung den Krieg in Gaza ausweiten und dafür mehr Reservisten mobilisieren. Inwieweit dies gelingen wird, bleibt abzuwarten. Eines ist sicher: Dieser Plan wird in der israelischen Gesellschaft nicht mit ungeteilter Begeisterung aufgenommen werden.
Ist die Eskalation der Gewalt sowohl in Gaza als auch in der West Bank so etwas wie eine Fieberkrisis der kranken israelischen Gesellschaft? Wenn ja, wie lange wird sie dauern? Und was kommt danach? Genesung oder Tod?
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Quellen:
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/19/live-israel-kills-64-in-gaza-as-homes-tent-camps-barbershop-bombed (15.00, 17.30)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/21/live-israel-kills-32-in-gaza-2-in-lebanon-us-bombs-yemen-killing-12 (14.50, 17.10)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/22/live-israel-kills-29-in-gaza-netanyahu-vows-powerful-response-to-houthis (14.05, 14.35, 15.40, 15.55, 16.10, 17.25, 17.55)
https://www.palaestina.ch/de/aufgefallen/963-aufgefallen-20-4-2025-die-verspaeteten-anti-kriegs-briefe (Der Artikel erschien in der Haaretz vom 17. April 2025)
https://www.aljazeera.com/news/liveblog/2025/4/23/live-israel-attacks-childrens-hospital-in-gaza-polio-campaign-at-a-halt (07.45, 11.00)
htpps://nirit.de/israelische-autoren-nicht-in-unserem-namen/
Gaza: Gegen Totschweigen und Vergessen! 
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